Freiwilligkeit als politische Praxis – Work in Progress und aktuelle Vorträge

Um Freiwilligkeit als Ressource politischer Partizipation und bürgerlicher Anerkennung herauszuarbeiten, beleuchtet unser Teilprojekt zur Nordamerikanischen Geschichte die Gelbfieber-Krisen zwischen 1793 und 1820 in Philadelphia, Pennsylvania, als aussagekräftige Fallbeispiele und beschreibt erste Ergebnisse.  

Gelbfieber brach in einer Welle von Epidemien von 1793 bis 1820 über die bedeutendsten US-amerikanischen Hafenstädte der Ostküste herein. Tausende Menschen starben, die Wirtschaft lag mehrfach brach und die neu etablierten politischen Strukturen wurden vehement geprüft. Diese Epidemien ereigneten sich außerdem in den Jahren, in denen noch über die Bedeutung der Republik und ihre Zusammensetzung verhandelt wurde. Die Herausforderungen dieser Krisen lassen sich auf die Bedeutung von Freiwilligkeit für ihre Zeitgenoss:innen hin befragen. Pia interessieren dabei im Besonderen die Erfahrungen freier Schwarzer, weiblicher Quäker und jüdischer Frauen.

Election Day at the State House, Philadelphia, 1815, Gemälde von John Lewis Kimmel, Winterthur Museum of Art, via Wikimedia Commons

In verschiedenen Projektpräsentationen am Historischen Seminar in Erfurt, an der Goethe-Universität in Frankfurt/M. sowie der Universität Fribourg in der Schweiz und dem Deutschen Historischen Institut in Washington, D.C. konnte Pia bereits zeigen, welche Beiträge sie mit ihrem Dissertationsprojekt leisten kann, um Freiwilligkeit als Modus Operandi der liberalen Politik des 18. und 19. Jahrhundert besser zu verstehen. Eine Kernfrage in ihrem Projektansatz lautet dabei: Wie trug das politische Prinzip der freiwilligen Selbstführung und des bürgerlichen Engagements dazu bei, Differenzen zwischen unterschiedlichen Menschen je nach class, gender und race zu etablieren? In diesem Frühjahr wird sie am 14. April 2023 beim Regionalkolloqium für American Studies an der Universität Leipzig über ihr Dissertationsprojekt sprechen sowie am 6. Mai 2023 im Rahmen des Young Scholars‘ Forum der Jahrestagung der Historiker:innen der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien in Tutzing.

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Was gibt’s sonst noch Neues?

Bericht zum Workshop „Voluntariness, Women, and Development“

Neuer Tagungsbericht online!
Am 4. und 5. Juli 2024 veranstaltete Maria Framke, mit ihrem DFG-Projekt „Hidden Histories: Frauen in ländlichen Entwicklungsprogrammen in Indien, c. 1920-1966“ mit unserer Forschungsgruppe affiliiert, den Workshop „Voluntariness, Women and Development in Late Colonial and Postcolonial Societies“. Mehr dazu hier…

Workshop “From Contested Ownership to (In)Voluntary Returns”

Am 24. & 25. Oktober 2024 präsentieren wir unter diesem Titel einen internationalen Workshop, der in Kooperation mit Kolleg*innen und Forschungsprojekten aus Erfurt und Jena stattfinden wird. Unterschiedliche Themenbereiche, Vorträge und eine Podiumsdiskussion mit Gästen aus Afrika und Europa werden postkoloniale Auseinandersetzungen mit Restitution und Repatriierung interdisziplinär in den Blick nehmen.

Forschungstag Freiwilligkeit

Am 3. Juni 2024 laden wir Forschende ein, über Freiwilligkeit als ihren Analysegegenstand zu diskutieren und Ziele aber auch Herausforderungen ihrer Projekte zu vergleichen. Der Forschungstag startet um 10 Uhr mit einem lockeren Kennenlernen in ein ganztägiges Programm, das wir mit einem Abendvortrag der Philosophin Jule Govrin beschließen.