Freiwilligkeit, Dekolonisation und Geschlecht
Frauenbewegung und Citizenship im (post-)kolonialen Ghana
Frauenbewegung und Citizenship im (post-)kolonialen Ghana
Das Teilprojekt erforscht politischen Aktivismus von Frauen in Zeiten der Dekolonisation. Es geht den vielschichtigen freiwilligen Dimensionen dieses Engagements nach und ergründet so ein oft übersehenes politisches Prinzip (post-)kolonialen Regierens. Untersucht wird, wie und in welchen Formen freiwilliges Handeln die politische und soziale Ordnung in der Übergangszeit zwischen spätkolonialer Indirect Rule und Postkolonie mit konstituierte und wie sich dieses Handeln mit sich verändernden Vorstellungen von Citizenship und Geschlecht verknüpfte.
Am Beispiel der britischen Goldküste/Ghana fragt das Teilprojekt nach den sich wandelnden Bedeutungen des freiwilligen Handelns als Ressource und Norm. Dabei interessieren handlungsethische Dimensionen als historisches Phänomen: gefragt wird, ob und inwieweit die diskursive Markierung als freiwillig das jeweilige Handeln zugleich auch als gut und richtig auswies. Darüber hinaus untersuchen wir die historische Bedeutung von Freiwilligkeit als Modus politischen und sozialen Handelns im Falle einer (post)kolonialen Gesellschaft. Außerdem erforschen wir, wie Anrufungen zu freiwilligem Tun und Mittun in spezifischer Weise Frauen und Mädchen adressierten und wie ihr Handeln als freiwillig ausgewiesen und gerahmt werden sollte.
Empirisch untersucht werden ausgewählte Kampagnen zwischen 1948 und 1966, getragen von unterschiedlichen Aktivist:innen. Diese verschränkten sich mit den umfassenden Versuchen, die politische und soziale Ordnung der Postkolonie auf dem Weg in eine künftige Afrikanische Moderne auszugestalten – und das, so die leitende These, durch freiwilliges Tun und Mittun. Zudem werden transregionale und globale Zusammenhänge sowie Beziehungen zu internationalen Organisationen und der Diaspora untersucht.
Das Teilprojekt greift damit die Forderung nach einer erneuerten, von postkolonialen Erfahrungen informierten Zeitgeschichtsschreibung auf und trägt so zu einem global differenzierteren Verständnis von Freiwilligkeit bei, indem es dessen Konturen weit über liberale, westliche Gesellschaften hinaus auslotet.